Das Bruthaus des Anglervereins Karlsruhe 1897 e.V.
Wenn der Knielinger See noch im morgendlichen Nebel liegt, geht im Brut- und Zuchthaus des Anglervereins Karlsruhe (AVK) schon häufig das Licht an. Während andere noch im Bett liegen oder am Frühstückstisch sitzen, sind Vizepräsident Joachim Meyer und der Leiter des Bruthauses Peter Brabänder zusammen mit ihren Helfern bereits im geräumigen Bruthaus des AVK bei der Arbeit. Hier warten in insgesamt 15 Becken ca. 130 000 Lachs- und Forellenwinzlinge auf ihre tägliche Fütterung. In dem seit 42 Jahren bestehenden Bruthaus des AVK wurden früher vorwiegend Hechte, Zander und Forellen aufgezogen und in die Freiheit entlassen.
Seit dem PAMINA-Projekt "Lachs 2000" setzt der AVK voll auf die Wiedereinbürgerung des Lachses im Rhein. Der "König der Fische" und ehemalige "Brotfisch der Fischer" am Rhein kommt im Bruthaus in Form von geäugten Eiern aus Frankreich an. Danach muss alles schnell gehen. Bis zum Schlüpfvorgang werden die Eier in Edelstahlsieben in die temperierten Becken eingehängt. Nach dem Schlüpfen werden die ca. 10 mm großen Brütlinge in ein mit Kieselsteinen belegtes Fließbecken umgesetzt, das zwischen den Steinen Schutz und Deckung bietet. Wenn der Dottersack der Winzlinge annähernd aufgebraucht ist, erfolgt die erste Fütterung. Dank des wachstumsfördernden Planktons im Knielinger See können die Spezialisten des AVK bei der Fütterung aus dem Vollen schöpfen. Der Nachwuchs gedeiht prächtig.
Ein überproportionales Wachstum und eine vergleichsweise geringe Ausfallquote sind der sichtbare Erfolg. Die Junglachse werden nach etwa 4 - 5 Monaten in einer Größe von ca. 8 cm in der Alb eingesetzt, die ein gutes Lachsrevier ist.
Nach einer Standzeit von 1 - 2 Jahren treten die zu Teenagern herangewachsenen Lachse ihre Weltreise an, um hoffentlich nach 3-4 Jahren wieder zum Laichen in die Alb zurückzukehren. In etwa nach dem gleichen Prinzip werden die aus einer Zuchtanstalt in Bruchsal angelieferten Bachforelleneier ausgebrütet und die Brut aufgezogen. Die Fütterung erfolgt vorwiegend mit Trockenfutter, obwohl auch bei Forellen Plankton als besonderer Leckerbissen gilt. Die Forellen finden nach ebenfalls 4-5 Monaten in den Salmonidengewässern des Vereins ihre zukünftige Heimat.
Die Arbeit im vereinseigenen Bruthaus des AVK bedarf vieler fleißiger Hände und Idealismus und wird mit großem Engagement und viel Eigeninitiative betrieben. Oberste Gebote sind die Reinhaltung der Anlage sowie der Sauerstoffgehalt und die Temperatur des Wassers. Hierfür müssen die Fischbabys umgesetzt und deren Becken täglich gereinigt werden. Das erforderliche Frischwasser wird aus einem 16 m tiefen Brunnen gefördert und durchläuft vor der Verwendung mehrere natürliche Reinigungsprozesse. Neben der täglichen Fütterung müssen die Becken regelmäßig nach abgestorbenen Eiern bzw. toten Fischen abgesucht und gesäubert werden, um eine Verunreinigung des Wassers und damit Krankheiten zu vermeiden.Vielleicht gelingt es dem Anglerverein Karlsruhe mit diesem beachtenswerten und professionellen Engagement , den Anfang der 50er Jahre von der Bildfläche am Rhein verschwundenen "König der Fische" wieder einzubürgern. Dies verlangt allerdings noch viel Geduld und wird noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Der AVK hätte für diese innovative Anlage keinen bessern Standort als als dem ehemaligen markgräflichen Gewässer, heute Knielinger See, finden können. Der AVK lädt alle Interessenten und Naturliebhaber an Christi Himmelfahrt zu einem Tag der offenen Tür anlässlich des PAMINA-Tages, in sein Bruthaus ein. Das attraktive und informative Programm sieht auch ständige kostenlose Führungen im Bruthaus vor. Besucher werden wie in jedem Jahr mit besonderen Spezialitäten verwöhnt. Das Bruthaus ist nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Kraftfahrzeuge müssen am Ende der Nordbeckenstraße im Industriegebiet Schlehert abgestellt werden.