Anglerverein Karlsruhe e.V.

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Hinter den Kulissen: Bootswart Axel Hahn

Text: Jürgen Oeder

Es gibt Aufgaben im AVK, die klingen zunächst tiefenentspannt. ‚Bootswart‘ etwa. So ein Boot liegt fest angekettet am Ufer und wartet einfach nur auf seine Nutzung. Weiter nichts. - Bootswart, ein leichter Job also? Eher nicht. Wer mit Axel Hahn, unserem Bootswart spricht, muss trocken schlucken, wenn er hört, dass der ‚Flottillenadmiral‘ mehr als 800 Verträge zu Bootsliegeplätzen, der Nutzung von Kajaks und Belly Booten bis hin zur Vermietung der 22 Leihboote zu verwalten hat. Dass er alle paar Wochen die etwa 480 Liegeplätze kontrolliert und falls nötig repariert, ausbessert oder neue erstellt. Die Plätze verteilen sich über 50 km auf acht Gewässer von Illingen im Norden bis Hochstetten im Süden. Kein Wunder also, dass Axel mit seinem Privatwagen laut Fahrtenbuch mehr als 5.000 km im Jahr für die Kontrollfahrten zurücklegt.

Kontrolle auf Sauberkeit und Ordnung der Bootsplätze: Das klingt typisch deutsch. Und auch, dass die Mieter der Plätze bei Mängeln angeschrieben und aufgefordert werden, die Beanstandungen in einer bestimmten Frist zu beheben. Sind dann etwa halb abgesoffene Boote nicht geborgen, „kommt eine zweite Mahnung und nach einer weiteren Frist die Kündigung, falls Mängel noch immer nicht abgestellt wurden“, sagt Axel.

Warum solche Kontrollen wichtig sind, zeigt ein Vorfall aus dem Jahr 2019 am Knielinger See, der ja inmitten eines Naturschutzgebietes liegt. Die Stadt Karlsruhe hatte damals bei einem Rundgang offenbar Mängel an einigen Booten gesehen und dem Verein dann auf einen Schlag 68 Liegeplätze gekündigt. Sie fehlen auch heute noch.

Nun könnte man meinen, Axel ist mit seiner Arbeit vor allem an der frischen Luft. Aber dort hört die Arbeit nicht auf, sie geht zuhause weiter: Im Jahr 2023 schrieb er 126 Mängelberichte an Bootseigner und musste 89 Kündigungen aussprechen. „Da lernt man dann Menschen kennen“, sagt er. Die einen bitten händeringend um Nachsicht, die Axel auch manchmal gewährt. Andere drohen massiv mit Anwalt und Gericht. Bislang erfolglos sagt Axel, er führt akribisch Protokoll mit Beweisfotos und hatte stets die besseren Argumente.

Zum Leidwesen seiner Gattin Petra, aber auch der verspielten Hündin Bella (Axels zweite große Liebe) steht zuhause auch abends und am Wochenende die Kommunikation in Sachen AVK nicht still. Für 2013 listeten seine Protokolle 600 eingegangene und 400 beantwortet Emails auf, sowie 210 WhatsApp-Nachrichten und 150 Telefonanrufe. Das macht 1360 Kommunikationen im Jahr, oder 3,7 am Tag.

Mittlerweile hat Axel in Helmut Bachmann immerhin einen Helfer gefunden. „Helmut kümmert sich um die Liegeplätze in 3 Gewässern und ich bin ihm sehr, sehr dankbar dafür“, sagt der 72-Jährige. Axel ist aber durchaus bewusst, dass ihm bei knapp 400 Arbeitsstunden im Jahr oft zu wenig Zeit für die Familie beleibt (Bella, die Jack Russel Hündin, behauptet dann mit lauten „Wuffs“, sie leide an einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, was sie therapeutisch dazu berechtige, übers Jahr und nächstens mindestens zehn Paar von Axels Socken zu zerfetzen). Und auch das Angeln kommt in letzter Zeit etwas zu kurz. Und wenn, dann angelt Axel nicht etwa im Boot. Er sitzt am Rhein, und fischt im Strom auf Brachsen, Nasen oder Barben.

Seine schönsten Fische sind gleichwohl zwei Hechte, beide über 1,2 m lang. Einen fing er hier. Und den ersten in der Elbe, vor Jahren bei einem Kurs mit Jörg Strelow zum Angeln mit Gummifisch. Axel erinnert sich noch genau: Beim Zurücksetzen habe ich den Riesenhecht im Wasser sanft vor und zurückgeschoben, damit er leichter Sauerstoff aufnimmt. Jörg sagte dann irgendwann, „Du kannst ihn loslassen“, aber ich konnte nicht, der Hecht war zu schön und ich hätte ihn gerne behalten.  Jörg sagt es dann noch einmal, bis sich meine Hand endlich öffnete. Als der Fisch dann davonschwamm, war ich überwältigt vor Freude.

Axel ist nun seit 58 Jahren Vereinsmitglied. Er war jahrelang Jugendwart, dann im Arbeitsdienst zur Pflege unserer Gewässer, er war Kontrolleur, und er beteiligte sich an den praktischen Schulungen zur Prüfung für den Fischereischein. „Immer dort, wo ich gebraucht wurde“, sagt er. Nun ist Axel seit 2014 Bootswart des AVK und der Vorstand ist froh, ihn zu haben. - Nein, Bootswart ist kein leichter Job.

Fotos (durch Anklicken vergrößern)


 

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